Sektion Ölpflanzen
Bei der Sitzung am 20./21. Februar 2025 in Berlin standen sowohl acker- und pflanzenbauliche Fragestellungen als auch der Einsatz von Drohnen und Künstlicher Intelligenz (KI) im Feldversuchswesen im Mittelpunkt. Caroline Benecke von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen präsentierte Ergebnisse einer zweijährigen Studie zur gestaffelten N-Düngung in verschiedenen Naturräumen Niedersachsens. Dabei zeigte sich, dass eine Reduktion der N-Düngung um 20 % (Rote Gebiete) zu Ertragseinbußen führt. Die N-Herbstdüngung, die laut Düngeverordnung die Frühjahres-N-Düngung reduziert, kann in schwachen Beständen dennoch sinnvoll sein. Es wurde betont, dass Maßnahmen zur Optimierung der Herbstentwicklung der Rapspflanzen notwendig sind. Weitere Versuche untersuchten den Einfluss frostempfindlicher Untersaaten auf die Vorwinterentwicklung sowie das N-Angebot zum Vegetationsstart. Ertragsunterschiede wurden beobachtet, waren aber meist nicht signifikant. Bei Biostimulanzien und Phosphor-Unterfußdüngung konnten keine eindeutigen Effekte nachgewiesen werden.
Prof. Dr. Andreas Stahl vom JKI berichtete über den Einsatz von Drohnen im Feldversuchswesen und die Entwicklung der Kalibration für die digitale Auswertung. Erste Projekte zeigten, dass Drohnen bei der Erfassung einfacher Merkmale wie Bestandshöhe und Blühbeginn hilfreich sind, insbesondere bei Winterraps, wo die Sicht durch den Versuchstechniker eingeschränkt ist. Bei komplexeren Merkmalen wie dem N-Gehalt der Biomasse war die Korrelation mit Drohnendaten jedoch noch schwach, was weitere Untersuchungen erfordert. Durch KI-gestützte Kalibration konnten Krankheiten im Winterweizen erkannt werden, wobei Braun- und Gelbrost zuverlässig identifiziert wurden. Die Fehlerquote bei DTR war höher, und es besteht Bedarf, die relevanten Spektren für die Krankheiten zu bestimmen. Für die Zählung der Ährenzahl/m² ist eine hohe Bildqualität notwendig, die durch dichtes Fliegen der Drohne erreicht wird. Mit selbstlernender KI lassen sich die Ähren gut erfassen. Zudem wird an Methoden zur Blattlausbestimmung und -zählung gearbeitet.
Weitere Berichtsthemen waren die agrarpolitischen Programme der Parteien zur Bundestagswahl 2025, Weiterentwicklungen bei der Gemeinsamen Agrarpolitik, Pflanzenschutz sowie die nationale und EU-Biokraftstoffpolitik. Im Rahmen der UFOP-Projekte wurden der BSV sowie die EUSV bei Winterraps und Sonnenblumen vorgestellt (siehe Kapitel 6 „Versuchswesen“). Erstmals wurde der Stand des im Sommer 2024 gestarteten UFOP-Projekts zum Schwarzen Kohltriebrüssler präsentiert. Dr. Meike Brandes vom JKI berichtete zudem über die Resistenzsituation bei Rapsschädlingen. Die Diskussion über die zukünftige Ausrichtung der Fachkommissionen und Projektförderung wurde erfolgreich fortgesetzt.
UFOP-Projektvorhaben
Verbesserung der Prognose des Auftretens und der möglichen Schäden durch den Schwarzen Kohltriebrüssler im Winterraps
Projektbetreuung: Institut für Pflanzenschutz in Ackerbau und Grünland, JKI Braunschweig
Laufzeit: Juni 2024 bis Mai 2027
Der Schwarze Kohltriebrüssler (Ceutorhynchus picitarsis) breitet sich in den letzten Jahren immer weiter aus. Aktuelle Befallsgebiete erstrecken sich südwestlich der Achse vom nördlichen Nordrhein-Westfalen über Hessen bis Bayern. Eine weitere Verbreitung des Schaderregers ist wahrscheinlich. Das Auftreten ist zum Beispiel auch für den Raum Braunschweig bekannt. Der Larvenfraß am Vegetationskegel führt zu Auswinterungsverlusten oder stark verbuschten Pflanzen mit entsprechenden Ertrags- und Qualitätseinbußen von 10 bis 20 Prozent. Aktuell gibt es keine einheitliche Schadschwelle für den Schwarzen Kohltriebrüssler. Die Kontrolle erfolgt mit Pyrethroiden, allerdings sind in Frankreich kdr-Mutationen bereits verbreitet. Das vorhandene Wissen zur Biologie und Schadwirkung des Schwarzen Kohltriebrüsslers ist lückenhaft und beruht auf wenigen, zum Teil sehr alten Untersuchungen. Daher besteht aktueller Forschungsbedarf, um ein besseres Verständnis zum Auftreten und zur Schadwirkung unter heutigen Anbausystemen zu erlangen.
Sektion Proteinpflanzen
Im Mittelpunkt der gemeinsamen Sitzung der Sektion mit dem Expertenkreis Proteinpflanzen am 27. November 2024 in Berlin stand die EU-Verordnung über entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) mit besonderem Fokus auf den heimischen Sojaanbau. Annerose Lichtenstein, BLE Bonn, stellte den aktuellen Stand dar: Die EUDR trat 2023 in Kraft und sollte ab dem 30.12.2024 verpflichtend angewandt werden. Aufgrund eines Vorschlags der EU-Kommission, dem der Agrarrat bereits zustimmte, wurde die Anwendung um zwölf Monate auf den 30.12.2025 verschoben. Das EU-Parlament forderte rechtliche Anpassungen, was einen Trilog notwendig machte. Letztlich wurde die Fristverlängerung ohne inhaltliche Änderungen beschlossen.
Ein zentrales Thema in der EUDR ist die Klassifikation der Entwaldungsrisiken der Herkunftsländer: Die Einteilung in "Niedrig", "Mittel" oder "Hoch" erfolgt mittels Geolokalisierung. Da in Deutschland und anderen EU-Ländern keine Umwandlung von Waldflächen für die Landwirtschaft erfolgt, wurde eine weitere Kategorie „vernachlässigbar“ diskutiert, die von der Kommission bislang abgelehnt wurde. Im Frühjahr 2025 erfolgte schließlich die erwartete Einstufung Deutschlands in die Kategorie „Niedriges Risiko“, was Erleichterungen bei der Umsetzung bedeutet. Die BLE ist zuständig für die Kontrolle der EUDR-Umsetzung. Sie übermittelt Daten an die Bundesländer zur Prüfung der Primärproduktion. Bei begründetem Verdacht müssen innerhalb von 72 Stunden Vor-Ort-Kontrollen erfolgen. Marktteilnehmer müssen sich im EU-System TRACES registrieren und dort relevante Nachweise hochladen (Infos unter www.ble.de/entwaldungsfrei). Trotz der Informationsvermittlung wurde teils erhebliche Kritik an Inhalt und Umsetzung der EUDR geäußert.
Ein weiterer Vortrag widmete sich der Bedeutung verschiedener Körnerleguminosen für blütenbesuchende Insekten. Katharina Auferkamp-Luther, LfULG Nossen, präsentierte Ergebnisse aus einem entsprechenden Versuchsvorhaben in Sachsen: Insgesamt wurden 31 Bienen- und Hummelarten identifiziert. Weiße Lupinen erwiesen sich als besonders attraktiv, gefolgt von Ackerbohnen und Futtererbsen. Letztere wurden kaum angeflogen, sind jedoch selbstbefruchtend. Besonders seltene und spezialisierte Arten wurden bei Weißen Lupinen gesichtet. Die Blühdauer der Leguminosen liegt bei etwa zwei Wochen – für eine kontinuierliche Nahrungsversorgung sind daher ergänzende Blühflächen im Umkreis von 500 m notwendig. Die Auswirkungen auf den Ertrag durch aufgebissene Blütenböden sowie Faktoren zur Anlockung wurden nicht untersucht. Generell verbessert eine hohe Artenvielfalt an Wildbienen die Bestäubungsleistung.
Weitere Themen der Sitzung umfassten:
- Den Stand des seit 2023 laufenden Alkaloid-Monitorings bei Blauen und Weißen Süßlupinen in Kooperation mit dem BfR.
- Die positive Entwicklung des Leguminosenanbaus seit der neuen GAP.
- Überlegungen zur Weiterentwicklung der BMEL-Eiweißpflanzenstrategie hin zu einer nationalen Proteinstrategie.
- Rückblicke auf das UFOP-Pflanzenprotein-Symposium vom Vortag und den 2. Nationalen Leguminosenkongress (Oktober 2024, Leipzig).
- Bericht über LeguNet-Aktivitäten 2024.
Als UFOP-Projekt wurde über die EU-Sortenversuche mit Futtererbsen und Ackerbohnen berichtet (siehe Kapitel 6 „Versuchswesen“).
Breiten Raum nahm die Diskussion zur Weiterentwicklung der Fachkommissionsarbeit und Projektförderung ein. Eric Pehle, FH Südwestfalen, stellte Praxiserhebungen zu Aussaatverfahren bei Ackerbohnen, Futtererbsen, Lupinen und Sojabohnen vor. Ein mehrjähriger Versuch zur Aussaattechnik bei Ackerbohnen (Standort Merklingsen) verglich Drillsaat, Striptill- und Einzelkornsaat. Unterschiede wurden in Spross-, Wurzelentwicklung und Ertragsleistung beobachtet. Daraus ergaben sich Fragen zur Kombination von Einzelkornsaat und Unterfußdüngung, insbesondere hinsichtlich Ablageort und Düngermenge. Die Sitzungsteilnehmer bewerteten die Projektidee als grundsätzlich sinnvoll, sahen jedoch noch offenen Klärungsbedarf. Eine Arbeitsgruppe wurde zur weiteren Ausarbeitung und Begleitung eines später vom UFOP-Vorstand bewilligten Tastversuches mit UFOP-Förderung eingerichtet.
Neues UFOP-Projektvorhaben
Auswirkungen einer Unterfußdüngung mit Mikronährstoffen bei variierter Saattechnik und Saatmenge auf Ertrag und Proteingehalt bei Ackerbohnen
Projektbetreuung: Fachhochschule Südwestfalen, Fachbereich Agrarwirtschaft, Pflanzenbau & nachhaltige Anbausysteme
Laufzeit: Februar 2025 bis Februar 2026
Der Anbau von Körnerleguminosen stellt viele Erzeuger vor das Problem geringerer Marktleistungen im Vergleich zu konkurrierenden Feldfrüchten. Neben niedrigeren Preisen spielen auch die zum Teil deutlichen Ertragsschwankungen eine große Rolle. Neben witterungsbedingten Keim- und Auflaufschwierigkeiten haben auch Schaderreger im Vegetationsverlauf einen Einfluss. Ebenso ist eine ausreichende Wasserverfügbarkeit v.a. während und nach der Blüte essenziell. Hier knüpft das geplante Projektvorhaben an: Es wird erwartet, dass eine bessere Versorgung der Ackerbohne mit den Mikronährstoffen Bor, Mangan, Zink und Molybdän sowie eine verbesserte Standraumverteilung im Feld durch Einzelkornsaat zu einer besseren Jugendentwicklung, einer resilienteren Einzelpflanze und somit zu einem höheren – und weniger schwankenden – Ertrag führt.
Der Versuch ist als Streifenanlage mit vier Wiederholungen auf den Flächen des Versuchsgutes in Welver-Merklingsen angelegt worden. Geplant waren die nachfolgenden Varianten:
Faktor Aussaattechnik:
Breitsaat (Kverneland e-Drill) – 12,5 cm Reihenabstand, Einzelkornsägerät – 45 cm Reihenabstand, Claydon – 33 cm Reihenabstand
Faktor Saatstärke:
40 kf. Körner/m2 und 50 kf. Körner/m2 bei Drillsaat, 30 kf. Körner/m2 und 40 kf. Körner/m2 bei Einzelkornsaat und Claydon-Saat
Faktor Unterfußdüngung:
ohne, mit 70 kg/ha Excello-331
Das Vorhaben ist als einjähriger Vorversuch zu sehen mit der Absicht, ihn mehrjährig und mehrortig mit anderer Finanzierung durchführen zu können.