5.3 Fachkommission Tierernährung

Im Berichtszeitraum tagte die UFOP-Fachkommission Tierernährung zweimal: online am 3. Dezember 2024 und in Präsenz am 19./20. Mai 2025. Letztere Sitzung fand teilweise gemeinsam mit der Fachkommission Humanernährung statt.

Auf Wunsch der Mitglieder lag der Fokus der Dezembersitzung auf Chinolizidinalkaloiden (QA) in Lupinen mit Gastvorträgen von Prof. Dr. Michael Wink, Uni Heidelberg, Dr. Janine Kowalczyk, BfR, Daniel Zänder, JenaBios, und Dr. Thomas Eckardt, Saatzucht Steinach.

Prof. Wink stellte die Fruchtart Lupine mit ihren verschiedenen Varietäten vor und führte in die Grundlagen der QA sowie deren Synthese in der Pflanze ein. Besonders relevant sind Lupanin, Spartein, Lupinin. Alkaloide schmecken bitter, vor allem Spartein. Gelbe Lupinen weisen mit Spartein ein Alkaloid mit höherer Toxizität auf; in der Weißen und Blauen Lupine treten nur sehr geringSpartein-Gehalte auf. Bei Süßlupinen wurden die QA-Gehalte züchterisch deutlich verringert. Ein Ansatz für die Pflanzenzüchtung wären laut Prof. Wink Lupinen mit süßen Samen und bitterem Stängel/Laub (Abwehr von Fraßfeinden), um die Vorteile zu kombinieren.

Dr. Kowalczyk stellte BfR-Untersuchungen zu Funden von erhöhten Alkaloidgehalten in Kuhmilch vor. Ein Fütterungsversuch (2020, 4 Kühe) mit Blauen Süßlupinen (0,18 % QA) zeigte: QA-Aufnahme beeinflusst QA-Gehalt in Milch. Höhere Werte traten im Abendgemelk auf. Es ergab sich ein potenziell kritischer MoE-Wert (Margin of Exposure) <1 bei Kleinkindern mit sehr hohem Milchkonsum – ein Hinweis auf mögliches gesundheitliches Risiko. Daraus leitete das BfR einen Zielwert von max. 2600 mg QA/Kuh und Tag bei Blauen Lupinen (mit erhöhten Alkaloidgehalten) ab. Dennoch besteht aufgrund der unzureichenden Datenlage weiter Unsicherheit in der Risikobewertung; weitere Studien sind daher erforderlich.

Zänder und Dr. Eckardt berichteten zum Projekt AlkaLyt. Ziel war die Weiterentwicklung analytischer QA-Nachweismethoden (LCMS/MS, GCMS). Die Nachweisgrenzen in Samen (<10 mg/kg) und Milch (<0,5 µg/l) konnten bei JenaBios verbessert werden. Weiße Süßlupinen zeigten im Projektzeitraum höhere QA-Gehalte als Blaue Süßlupinen. Umweltfaktoren wie Hitze oder Dürre sowie Insektenbefall beeinflussen den Alkaloidgehalt stark. Toasten/Rösten als Aufbereitung erhöht zwar den UDP-Gehalt, beeinflusst QA jedoch nicht.

Im Kontext dieser Erkenntnisse wurde die Aktualisierung der UFOP-Praxisinformationen zur Verwendung von Körnerleguminosen in der Schweine- und Rinderfütterung angestoßen.

In der Frühjahrssitzung befassten sich die Mitglieder nochmals mit den Auswirkungen des neuen GfE-Proteinbewertungssystems für Milchkühe. Im Vergleich zum bisherigen System (mittlere Proteinabbaubarkeit Rapsextraktionsschrot RES: 65 %, Sojaextraktionsschrot SES: 70 %) zeigt das neue System differenzierte Werte je nach Futteraufnahme (FAN1/FAN3,5). Hierdurch ergeben sich für RES 76 %/70 % und SES 72 %/66 % Proteinabbaubarkeit und somit potenzielle wirtschaftliche Verschiebungen zugunsten von SES bei Hochleistungskühen.

Als mögliche Ursachen für diese Differenzen werden diskutiert:

  1. Veraltete Datenbasis (20 Jahre alte Untersuchungen)
  2. Herkunftsunterschiede bei Raps- und Sojasaaten (europäisch vs. außereuropäisch)

Die Kommission empfahl eine Erweiterung des UFOP-Monitorings Ölschrote. Typische RES- und SES-Proben sollen 2025/26 betreffend Rohproteinfraktionierung detailliert untersucht werden (nach LICITRA et al. 1996), um alte und neue Daten vergleichbar zu machen. Für SES-Proben wird OVID um Kostenübernahme gebeten.

Weitere regelmäßige Inhalte der Sitzungen der Fachkommission sind:

  • Der Markt für Ölsaaten und Ölschrote
  • Aktuelles aus dem Forum Nachhaltigere Eiweißfuttermittel
  • Stand der LeguNet-Aktivitäten

Erstmals tagten die UFOP-Fachkommissionen Tierernährung und Humanernährung im Frühjahr 2025 gemeinsam. Nach Vorstellung der jeweiligen Arbeitsschwerpunkte durch Prof. Dr. Elke Trautwein (Humanernährung) und Prof. Dr. Gerhard Bellof (Tierernährung) wurden zwei übergreifende Themen intensiv diskutiert:

1.     Teller-Trog-Debatte:

  • Lebensmittelkonversionseffizienz (Prof. Bellof): Bewertung der Nahrungskonkurrenz zwischen Mensch und Tier.
  • Proteinquellen-Vergleich tierisch/pflanzlich (Prof. Dr. Gabriele Stangl): Berücksichtigung des DIAAS-Konzepts (Verdaulichkeit, Aminosäureprofil).
  • Praecaecale Verdaulichkeit von Raps- und Leguminosenproteinen (Dr. Wolfgang Preißinger): Relevanz für Schweinefütterung.
     

2.     Antinutritive Faktoren (ANF) in Körnerleguminosen:

  • Bedeutung für die Humanernährung (Prof. Dr. Sascha Rohn)
  • Bedeutung für die Schweinefütterung (Dr. Manfred Weber)

Beide Themen wurden interdisziplinär diskutiert, die jeweilige fachliche Perspektive eingebracht und der Erkenntnistransfer zwischen Tier- und Humanernährung gestärkt. Der Austausch wurde von beiden Seiten als gewinnbringend eingeschätzt und soll fortgesetzt werden.

Fazit

Die Fachkommissionsarbeit 2024/2025 war geprägt von tiefgehender fachlicher Auseinandersetzung mit QA in Lupinen, Fragen zur Proteinbewertung bei Milchkühen und einer erfolgreichen interdisziplinären Annäherung von Tier- und Humanernährung unter dem Dach der UFOP. Zentrale Erkenntnisse zu QA-Risiken, Fütterungsempfehlungen sowie methodischen Weiterentwicklungen in der Proteinanalytik und Bewertung sollen in kommenden Projekten vertieft werden. Auch der sektorübergreifende Austausch zu Ernährungssicherheit, Ressourcennutzung und antinutritiven Faktoren ist etabliert und soll fortgeführt werden.

Neue UFOP-Projektvorhaben

Monitoring Ölschrote bzw. Monitoring von Proteinfuttermitteln (Rapsextraktionsschrot, Körnererbsen, Ackerbohnen, Süßlupinen und Sojabohnen)

Projektbetreuung: Bundesarbeitskreis der Fütterungsreferenten der Bundesländer und Landwirtschaftskammern bei der DL
Laufzeit: Januar 2004 bis Dezember 2024 bzw. Februar 2025 bis Dezember 2029

Durch Veränderungen der Personalstruktur der Länderdienststellen kann eine bundesweite Probenziehung der Rapsextraktionsschrot (RES)-Muster durch die Fütterungsreferenten der Bundesländer nicht mehr sichergestellt werden. Das RES-Monitoring soll daher neu aufgestellt und erneut um den Bereich der Körnerleguminosen erweitert werden. Für die Beprobung bei Ackerbohnen, Körnererbsen, Süßlupinen und Sojabohnen wird eine Kooperation mit dem LeguNet durchgeführt.

Die Ergebnisse des UFOP-Monitorings werden regelmäßig unter www.proteinmarkt.de veröffentlicht.

 

Einsatz der Weißen Lupine in der Fütterung von Kreuzungstieren aus der Milchviehhaltung – Erfassung von Wachstumsverläufen, Schlachtkörper- und Fleischqualität   

Projektbetreuung: Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg- Vorpommern
Laufzeit: September 2024 Dezember 2026

In der Praxis und im Lebensmitteleinzelhandel besteht ein zunehmendes Interesse, Fleisch aus Kreuzungsanpaarungen mit hoher Fleischqualität zu vermarkten, das regional und weitgehend unter Verwendung regionaler Futterkomponenten produziert wurde. Daraus ergeben sich zwei Teilfragen für das Projektvorhaben:

  1. Es soll die Eignung der Weißen Süßlupine als Kraftfutterkomponente in der Bullenmast geprüft werden. Dadurch wird eine Möglichkeit der Verwertung eines regionalen und nachhaltigen Eiweißfuttermittels im Austausch zu Sojaextraktionsschrot aufgezeigt.
  2. Darüber hinaus sollen Wachstumsverläufe sowie Mast- und Schlachtleistungen von regional relevanten Kreuzungsanpaarungen (Angus x DH und Uckermärker x DH) untersucht werden. In der Bullenmast werden seit einigen Jahren vermehrt Kreuzungstiere aus der Milchviehhaltung, FR x DH, gemästet. Die verschiedenen Kreuzungen stellen vor allem die Mäster vor Herausforderungen, da es derzeit noch wenige Erkenntnisse über die Wachstumsverläufe und -kapazitäten dieser Tiere in der Mast sowie über deren Mast- und Schlachtleistungen gibt. . Ein eventueller Unterschied im Nährstoff- und Energiebedarf der verschiedenen Kreuzungen wird derzeit in Rationskalkulationen und der Fütterung wenig berücksichtigt. Entsprechende Ergebnisse wären zur Optimierung der Mast und für die Verbesserung der Wirtschaftlichkeit von großer Bedeutung.

Da der Mastversuch auf einem Praxisbetrieb stattfindet, berücksichtigt die Versuchsdurchführung die Gegebenheiten vor Ort. Am Ende des Projektes soll die Möglichkeit aufgezeigt werden, unter Verwendung regionaler Futtermittel Kreuzungsrassen zu etablieren, die sowohl die Belange der Milchviehhalter als auch der Bullenmäster bestmöglich erfüllen, um die regionale Wertschöpfung zu stärken.